Täglich im geliebten Laufrevier unterwegs

Trainingseinheiten am Faulen See: Kevin Herbst nutzt das schöne Wetter, um sich an der frischen Luft fit zu halten. Foto: Barbara Arndt
Trainingseinheiten am Faulen See: Kevin Herbst nutzt das schöne Wetter, um sich an der frischen Luft fit zu halten. Foto: Barbara Arndt

Die ersten Corona-Lockerungen mit Blick auf den Sport gehen an den Mecklenburger Stieren komplett vorbei: In Zweier-Gruppen im Stadion kann keine Handballmannschaft vernünftig trainieren. Auch die Öffnung von Sportstätten für professionelle Sportler durch eine angekündigte Änderung der Landesverfügung kommt zu spät: Die Saison in der 3. Liga wurde durch die zuständigen Gremien beendet. Deshalb bleibt das individuelle Home-Training weiter bestehen. Wie das geht und worauf sich die Schweriner Handballmänner wirklich freuen, berichtet Rückraumspieler Kevin Herbst bei einer Laufeinheit am Faulen See.

„Ich bin jeden Morgen zum Joggen unterwegs. Naja, fast jeden Morgen“, sagt Kevin mit einem Schmunzeln. „Meine Runden um den Faulen See werden unterbrochen durch Ausfallschritte, Sitesteps, kurze Sprints. Nahe des Wassers gibt es ausreichend Rasen, um noch ein paar Liegestützen nachzuschieben.“ Der Handballstier trägt eine Gewichtsweste. Das intensiviert den Schwierigkeitsgrad bei den einzelnen Übungen. Zum Laufen benutzt er zusätzlich eine Mund-Nasen-Maske. „Spaziergänger wundern sich und denken garantiert, dass das mit Corona zu tun hat. Aber auch mit diesem Hilfsmittel geht es lediglich um erschwerte Trainingsbedingungen. Die Maske verfügt über diverse Filter. Diese regulieren die Sauerstoffzufuhr. Der Körper wird deutlich stärker gefordert. Es ist wie beim Höhentraining.“ Kevin setzt die Maske wieder auf und bringt seine Runde zu Ende.

Dann geht es nach Hause. Das Knochenödem in seinem Knie, welches dem Rückraumspieler schon vor der Corona-Auszeit eine längere Verletzungspause bescherte, ist fast abgeheilt. Elektrotherapie hilft, weitere Fortschritte zu erzielen. „Das mache ich selbst. Kein Problem. Es geht viel besser und ich fühle mich fit.“ Fit genug, um zu spielen. Das würden alle Stiere am liebsten tun. „Mir fehlen die Jungs. Wir stehen zwar im Kontakt, schreiben einander. Manchmal zocke ich auch mit Alex Williams. Aber das gemeinsame Training in der Halle, unser Alltag als Leistungssportler – das fehlt ungemein. Wir vermissen die Fans, die tolle Stimmung bei unseren Spielen. Das ist ist etwas, an das man sich einfach nicht gewöhnen kann. Wir alle sehnen den Tag herbei, an dem wir uns wiedersehen und endlich den Ball wieder in die Hand nehmen können.“ Wann das sein wird, ist offen. „Das Präsidium und Vorstand des Deutschen Handballbundes haben beschlossen, die Saison auch in der 3. Liga zu beenden. Damit fallen die letzten Heimspiele nun tatsächlich der Corona-Pandemie zum Opfer. Das ist sehr, sehr schade und auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Unser Handball lebt vom Publikum“, sagt der designierte Geschäftsführer Patrick Bischoff. Erst in der vergangenen Woche hatte er die Mannschaft zusammengeholt: Lage-Besprechung an der frischen Luft. Mit großen Sicherheitsabständen. „Wir werden zeitnah beraten, wann eine Aufnahme des regulären Trainings für unsere Mannschaft sinnvoll ist und wie dies mit der Vorbereitung der neuen Spielzeit optimal einher geht. Ungeachtet dessen erfüllen alle Spieler ihre Trainingsvorgaben und halten sich fit. Wir bereiten uns intensiv vor, um sofort loslegen zu können“, so der Stierechef. Eine große Fan-Aktion steht bevor, intensive Gespräche mit Unterstützern und Sponsoren laufen. Am Kader wird es, so Patrick Bischoff, nur marginale Änderungen geben. „Auslaufende Verträge wurden angesichts der derzeit schwierigen Situation nicht verlängert.“

Bis der Handball wieder fliegt, bleibt für Kevin Herbst noch Gelegenheit, den Garten am Häuschen in Mueß weiter zum Grünen und Blühen zu bringen und vor allem mit seiner Familie viel Zeit zu verbringen. „Das genießen wir sehr. Meine Verlobte Sarah begleitet meine Laufeinheiten zu Fuß mit Kinderwagen und auf dem Rad. Unsere kleine Tochter Leonie ist immer dabei. Abends absolvieren wir vor dem Fernseher noch gemeinsam ein Workout. So kann ich zusätzlich trainieren und Sarah macht den Fitnesskurs mit Baby eben als online-Programm.“ Sorgen, Ängste, Ungewissheit: Die Corona-Pandemie lässt sich aus dem Alltag nicht einfach so verbannen. „In einer solcher Zeit spürt man, dass neben einer guten Gesundheit die Familie das Wichtigste überhaupt ist. Allerdings müssen wir wohl auch mindestens ein großes Vorhaben zurückstellen. Wir wollten am 6. Juli heiraten. Das wird wohl nichts.“ Dass Hochzeitsglocken nicht, oder nicht so wie geplant läuten können, sagt auch Teo Evangelidis. Er möchte ebenfalls im Juli seiner Freundin das Ja-Wort geben. 

Mitte Juli soll, aus heutiger Sicht, die Saisonvorbereitung für die neue Spielzeit starten. Bis dahin gehen die Mecklenburger Stiere – wo und unter welchen Umständen auch immer – dem weiterhin ungewohnten Alltag nach: mit reichlich Training, Arbeit, Studium und familiären Zusatzaufgaben – wie Jan Kominek, der seine neunjährige Tochter beim lernen zu Hause unterstützt.

Barbara Arndt 

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